Pudelgiraffendingsda     (oder im Wahn der Alpakafasern)

21.09.2023

Alpakas machen fröhlich:-) Meine Nachbarn sind ein karamellbraunes und ein weisses Alpaka. Alpakas sehen für mich aus wie eine Mischung von Pudel und Giraffe. So lustig anzuschauen. Ich möchte aber nicht wissen , was die über mich denken. Denn der Blick, arrogant, allwissend und herablassend, der lässt mich dann doch immer wieder den Vorsatz fassen, mehr Bücher zu lesen um vielleicht etwas intelligenter zu werden, und mich nicht von diesem ganz besonderen Blick beeindrucken zu lassen :-D

Die Besitzer der Alpakas haben mir in diesem Jahr sehr viel schönes Fell geschenkt, nachdem die Tiere geschoren wurden um die Hitze des Sommers zu überstehen. Dafür sage ich an dieser Stelle ein dickes Dankeschön!!

Nun, da ich noch nie Rohwolle verarbeitet habe, so sammelte ich mal Informationen im wewewe, in Büchern und bei Menschen. Da hatte ich nun 2 verschiedene Meinungen:

1) Alpaka ungewaschen zu verspinnen, da die Fasern einerseits selbstreinigend sind, und andererseits die Fasern beim Waschen verfilzen könnten.

2) Alpaka mit Regenwasser von Hand sanft waschen vor dem verspinnen.

Als absoluter Neuling im Gebiet Wolle verspinnen, gibt es nur einen Weg. beziehungsweise Zwei! >>>Beide Versionen ausprobieren um selber schlau zu werden.

Also Versuch 1)

Ich habe die Schurwolle über einem Gitterrost gezupft, geschüttelt, gedreht etc....um gröbere Stalleinstreu herauszubekommen. (Vorgehen gesehen bei Chantimanou ) 

Dann mit den Kardierbürsten Portionsweise gebürstet und als kleine "Batts" zum verspinnen belassen. Schön aufgeschichtet in einer Plastikwanne. Da kam auch nochmal viel Staub heraus.

Beim Verspinnen fühlten sich die Fasern zwar weich, aber etwas fettig und schmierig an. Viel feiner Staub und sowas war da noch drin. Nun, dies sollte sich dann beim waschen des fertigen Stranges bis auf ein  Minimum reduzieren, Während des Spinnens fiel enorm viel "Stall" noch heraus. Teilweise habe ich die kleinen Batts nochmals auf die kardierbürdte gelegt, gebürstet und Rolags draus gedreht. Ich finde das bis jetzt, die schönste Art Alpakafasern zu verspinnen.

Nach dem Wasch- und Entspannungsbad des gesponnenen Garnes, hielt ich ein weiches Garn in der Hand, aber für meinen Geschmack immer noch zuviel kleinste Partikel drin. Nicht schlimm, aber es geht besser dachte ich mir.



Versuch 2)

Eine grosse Plastikwanne mit Regenwasser füllen. Keine weiteren Zusätze, da ich mit dem Wasser nach Beendigung des Waschens, die Beete noch giessen möchte.

Alpakarohwolle rein und einen halben Tag eingeweicht. Zwischendurch gewendet, vorsichtig ausgedrückt, und hin und her gezogen im Wasser. Uihhhh....!!! Das Wasser war einfach nur Braun und schmutzig!!

Eine weitere Wanne mit Regenwasser gefüllt und das Ganze umgeschichtet um im frischen Wasser auszuspülen. Am Grund des ersten Bades war eine sandige Schmutzschicht. 

Sofortige Erkenntnis: Die Fasern Waschen lohnt sich definitiv!!

Die nassen Fasern habe ich auf dem Gitter und in Körben an der Sonne trocknen lassen. Immer wieder gewendet, auseinander gezupft und gelockert. 

Ich finde diese Arbeit unglaublich entspannend und spannend! 

Weitere versuche mit Solarfärbung habe ich mit Krappwurz und Aroniabeerensaft gemacht. (Aronia aus unserem Garten.) Aronia ergab eine Fliederfarbe.

Alles sehr zarte Färbungen. Aber schön :-)

Nun ist die intensivste Arbeit die vielen Locken zu verarbeiten. Ich mache das einfach intuitiv, weil am Ausprobieren bin. Die Neugier, was wie am Schluss aussieht. Wie fühlt es sich an. Der Lernprozess als solches, macht mir unglaublich viel Spass. 

Doch die wichtigste Erkenntnis für mich:

Falls ich wieder Alpakarohwolle bekomme: WASCHEN !!

Bis demnächst in Julchens  Spinnstube

Euer Julchen